Keine 2 Wochen mehr
tatsächlich einfach noch 10 Tage
Bürgstadt (noch), 19. September 2025
Wisst ihr als ich vorhin mein Zeugs schonmal ein bisschen zusammengepackt habe, Deko, Bücher, Lampen, Bilder und dabei wie die 11-Jährige Michelle Mark Fosters "Au Revoir" angehört habe, da war das erste Mal nicht nur Freude sondern auch irgendwie ganz kurz die Angst da.
"In diesem Haus, wo ich wohn, hier ist alles so gewohnt, so zum Kotzen vertraut"
Obwohl Angst ist das falsche Wort. Realitätsschub trifft es besser. Kurz raffen, dass ich bald nicht mehr in meinem Kinderzimmer, indem auf Ernst alles so vertraut ist und "schon irgendwie klappen" wird, aufwache. Und wirklich "Au Revoir" sage. Aber bitte vergesst nicht wer ich war und auch nicht meinen Namen das wär ganz nett. Sonst wärs unangenehm, wenn ich euch an Weihnachten auf der Straße begrüße und ihr nicht wisst wer ich bin.
Mir ist neulich eine Glühbirne kaputt gegangen. Ich habe einen Globus, der als Lampe fungiert, den habe ich bestimmt schon seit der Grundschule. Als ich ihn anmachen wollte ,ist dann irgendwie die Glühbirne, die sich innerhalb des Globus befindet, kaputt gegangen. Meine erste Reaktion war natürlich: "Papa, kannst du meine Globus-Lampe bitte fixen!"
Und dann kam der Realitätsschub. So richtig. Kein Papa der meinen kaputten Magneten mit Heisskleber wieder wie neu macht. Kein Papa der meine WLAN oder Elektro-Problemchen löst. Oder meine Weltkugel-Lampe repariert. Keine Mama die mir sagt, welches Medikament ich oben im Bad im Apothekerschrank gegen meine Schmerze nehmen kann. Keine Mama, die alles weiß und alles macht. Oder mir Ratschläge für diverse Life Crisis Problemchen gibt. Meine Erlebnisse vom Tag darf ich jetzt mit meinen beiden Mädels teilen. Genauso wie dieselben Teller, das selbe Besteck, den gleichen Haustürschlüssel, das Bad, das Klo und die Dusche.
"Brauch ich das wirklich?" oder "Kann ich mir das für den Preis jetzt leisten?" wird das neue Motto beim Einkaufen sein. Nicht einfach die Bio Tomaten für ein Zehner oder die Demeter dunkle Schokolade für 4 Euro in den Einkaufswagen schmeißen. Mit Köpfchen durch die Gänge von Hofer oder Billa flanieren und genau überlegen, wie ich für mich als Indviduum einkaufe. Ob ich den 150 Gramm Feta überhaupt packe bevor er sauer wird? Oder soll ich doch lieber den Ja! Soja-Joghurt kaufen anstatt den von Alpro. Aber der schmeckt mir besser ... oder schmeckt er mir nur besser, weil ich nichts anderes gewöhnt bin und automatisch mit "Marke ist besser" in die Sache reingehe? Ich werds noch früh genug herausfinden.
Für meine Ausgaben arbeiten. Uhhh, die neue Jeans wär noch im Budget drinne, könnte ich von meinem Trinkgeld bezahlen. Und so verkopft und geldgeil will ich ja jetzt auch nicht durch mein Studentenleben stolpern. Der Schiffspaß war ja nicht um sonst. Und das Arbeiten, das wirklich VIELE Arbeiten der letzten Jahre soll ja auch nicht einfach so gewesen sein.
Semesterticket von September bis Februar für starke 75 Euro (so wirds gemacht) ist schon gekauft, Unikarte bereits beantragt und Semester auch schon so gut wie geplant. Am 6. Oktober dürfen alle Publizist*innen schön ihre erste Vorlesung besuchen, indem eigentlich nur über organisatorischen Spaß gequatscht wird.
Selbst ist die Frau, also habe ich mir eigentlich was die Planung fürs Studium angeht schon alles selbst beigebracht. Durch meinen Kontakt vom Schiff, die gerade an der Uni Wien studiert (Jackpot), bin ich auf jeden Fall schon schlauer geworden.
In 10 Tagen, lol, sage ich Ciao Kakao. Selten war ich so happy über eine life-changing Veränderung. Alles wird neu sein. Keine gewohnten Abendspaziergang-Routen, kein Aufwachen und immer irgendwas in der Küche finden. Keiner, der den Müll rausbringt oder meinen Melonenfleck aus meinem weißen T-Shirt rauswäscht. Aber ich will das so.
Ich hätte mir das Leben ja einfach machen können und wie jeder einfach nach Würzburg gehen können. Aber hey, jetzt ziehe ich halt mal nach Wien.
„Ich mach 'nen Kopfsprung durch die Tür, ich lass alles hinter mir, hab was Großes im Visier“
Die lebenswerteste Stadt der Welt. Auch schön. Kann man mal machen würd ich jetzt sagen. Ich komme selber mit mir so gut zurecht, das mein Ich und ich das schon schaffen werden. Wer alleine durch New York mit dem Fahrrad ohne Helm fährt und das überlebt, der wird ja wohl auch nach Wien ziehen können. (echt ein scheißvergleich Michelle)
Ich bin jetzt selbst für alles verantwortlich.
"Es gibt nichts, was mich hält"
Und ich glaube ich werde echt gut darin sein. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass ich das kann. Ich kann kommunizieren, wenn was nicht passt. Und damit habe ich schon viel gewonnen. Ich bin weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Das ist schon die Halbe Miete. Ich kann für mich selbst sorgen. Ich kann das. Hoffentlich.
Gerade stelle ich mir alles so schön vor. Idyllisch. Wien und Michelle. Kaffee und Michelle. Schreiben und Michelle. In Wien mit einem Kaffe und einfach dahinschreiben. Was mir halt so einfällt. Wie ich es halt gerne mache. Joggen, schwimmen, spazieren, Gym, Uni, Netflix, Kindle abwechselnd. Routine und so. Mal beim Schloss Schönbrunn laufen gehen. Das steht auf jeden Fall auf meiner To-Do-Liste. 7 km, das wär eine Joggingstrecke. Und dann mit der Bahn zurück und ab unter die Dusche.
Ich werde das schon schaffen. Ich werde die Stadt schon schaffen. Ich werd die Uni schon schaffen. Und Leben nebenbei hoffentlich auch.
Grüße gehen raus, Ciao Kakao, bis zum nächsten Mal
Es gibt nichts, was mich hält, au revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam′n
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, au-au (au-au) ... Au revoir!
Erstelle deine eigene Website mit Webador