Ciao Kakao wird real

Ciao Kakao wird ernst

 

im ICE 23 nach Wien, 29. September 2025. Lesezeit keine Ahnung 

 

 

Ich bin gestern in unserem süßen grauen Golf (Jahrgang 2009, Fenster sind noch selbstständig runterzukurbeln) zu Rosas Glück gefahren, um mit meinen Freundinnen einen Kaffee zu trinken. Dabei hab ich ganz ganz laut JA ICH WEIß ES WAR NH GEILE ZEIT HEY ES TUT MIR LEID ES IST VORBEI gehört. Nicht nur laut gehört sondern auch laut mitgesungen. Mit so vielen Gefühlen, dass ich Gänsehaut bekommen habe. Mit so vielen Gefühlen, dass ich in die Sphäre der Realität geschleudert wurde.

 

In einer Zeile heißt es DU FEHLST HIER.

Ob ich fehlen werde, frage ich mich.

 

Scheiße Michelle, du gehst jetzt wirklich. Und scheiße es tut mir leid, es ist vorbei. Die Abhängigkeit meine ich. Die kleine Michelle lasse ich zu Hause, die Große sitzt gerade im ICE, zieht weg, fährt Richtung Zukunft.
20 Jahre im Dorf Bürgstadt gewohnt, dass eigentlich gar kein Dorf ist. Welches "Dorf" hat schon ein Bowlingbistro, um die 78 plus Winzer, ein Schwimmbad, ein McDonalds und die geilsten Bäcker überhaupt? Meine ganze Jugend Garde getanzt und 14 Jahre Handball gespielt. In unserem Haus mit Mama, Papa und Schwester 20 Jahre gewohnt. Oma und Opa nebendran.

Unser Garten, indem ich die Gänseblümchen umgepflanzt habe, weil ich nicht wollte, dass Papa und ich sie beim Fußballspielen zertreten. Wie verdammt süß. Oder unsere Einfahrt, wo ich mit meinem geliebten Bobycar gefahren bin oder mit Kreide Kunstwerke malte, die beim nächsten Regen wie die Butter auf einem warmen Toast verschwindet. Oder die Straße oben bei Oma und Opa, auf der ich Fahrradfahren gelernt habe und die 4-Jährige Michelle trotz Stützreder Papa mit großen Kulleraugen angeschaut hat und sagte : "aber du hälst mich fest, dass ich nicht umkippe, versprochen gell?"

 

Ich bin ehrlich, meine Freude war so riesig, dass ich über die Realität gar nicht richtig nachgedacht habe, versteht ihr?

Omg, ich gehe nach Wien dies das. Da war bis gestern gar kein omg ich lasse meine Kindheit und meine Eltern, Schwester und Freunde zurück.

 

Meine Schwester hat mir zum Geburtstag ein Fotobuch geschenkt, indem Bilder von ihr, mir und unserer Fam drinne sind. Am Ende auf der letzten Seite hat sie so scheiß schöne emotionale Worte geschrieben, dass diese Worte mich innerlich zum Mittag aufgefressen haben. Und dann haben meine Augen geregnet. Nur ein bisschen genieselt, versteht sich von selbst.

 

Ich will nicht sagen mir fällt es leicht umzuziehen. Ich bin noch nie umgezogen. Aber am 8. Oktober für 5 Monate und am 30. April für 3 Monate war ich weg. "Jetzt geht sie halt schon wieder ".

Ist ja eigentlich nichts großes. Aber irgendwie ist es halt doch was ganz großes.

 

Dadurch, dass meine beiden Mädels schon auf mich warten und die zwei für mich wie ein Herz und eine Seele sind, wird der Einstieg mir sehr einfach gemacht. Aber warum nicht das Einfache mal akzeptieren, es muss ja nicht immer kompliziert sein. Dankbar trifft es ganz gut. Respekt aber auch.

 

Ich hatte noch nie einen Gedanken daran verloren, dass es mir gar nicht gefällt. Irgendwie kann ich mir das auch nicht vorstellen. Aber jetzt ist vorhin doch mal kurz der Teufel vorbeikommen. Alle immer so oh wow Wien ist so eine tolle Stadt. Aber was ist wenn das Studium gar nicht so ist, wie ich mir das vorgestellt habe? Ich schlecht in meinem Zimmer schlafe. Wien und Michelle doch gar nicht so matchen?

Ich denke es wird schon einen Grund gehabt haben, warum das "Nicht-Gefallen-Szenario" eigentlich nie groß in meinem Köpflein geschwebt ist. Und positiv denken und so. Ich stelle mir halt immer alles so toll vor. Und klar wird es Momente geben, in denen ich an ALLEM zweifeln werde. Glaube aber das ist normal.

 

 

Hockend in der Deutschen Bahn im Wagon 23 auf Platz 93, sitze ich meine Zeit noch mit schreiben ab, "Das Paket" von Sebastian Fitzek lesen (von dem ich diesmal irgendwie richtig enttäuscht bin, wo ist die Spannung bro) und höre mit unterdrückter Geräuscherkennung die "Abschiedslieder-Playlist" von irgendeiner Hanna auf Spotify. Meine überteuerte 6,80€ - Stulle, die noch von Papa bezahlt wurde, hab ich schon gegessen, ein Kinderriegel zur Aufregung ebenfalls.

 

Während hinter mir eine Abiklasse nach Wien zur Studienfahrt fährt und dabei lautstark "Tabu" spielt und die zwei netten Damen neben mir einen Städtetrip machen und mich deren "Reiseführer Wien - was man unbedingt gesehen haben muss" anlacht, träume ich noch mit JA ICH WEIß ES WAR NH GEILE ZEIT vor mich hin und sitze in dem Zug zur Zukunft. Im UmZug. Im "wir sehen uns an Weihnachten wieder" Zug.

 

Hab euch alle lieb, finds toll, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet, bin dankbar, dass ich die Möglichkeiten habe und für alles andere auch.

 

Hiermit ein fettes Ciao Kakao, bis bald (nur per Insta und nicht physisch) und grüße gehen selbstverständlich auch raus!

 

Wo werden die mindestens 3 Autos sein, die ich beim Spaziergehen grüße, die Brötchen vom Eilbacher oder die Eltern die "GuckGuck" sagen, wenn sie von der Arbeit kommen? 

 

JA ICH WEIß, ES WAR NH GEILE ZEIT. HEY ES TUT MIR LEID, ES IST VORBEI ... 

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